Trennung von Stadt und Kirche – Privatleben der KiGa-Leiterin hat Folgen

Glaubwürdigkeit © Liz Collet

Erst für die Leiterin des Kindergartens. Dann für die katholische Kirche als Träger des Kindergartens und Vertragspartner der Stadt. „Kündigst Du ihr, kündigen wir Dir.“ Könnte man es als Nenner zusammenfassen. Kirche schiesst sich damit ihr Eigentor. Und sich selbst ins Aus bei der Aufgabe als Kindergartenträger. Weil sie ihre Position nicht aufgeben will bei Sitten- und Glaubenslehre und Trennung und Scheidung ihrer Mitarbeiter. Wenn das erst mal Schule macht. Bei Schulen, Kindergärten und anderen Einrichtungen, bei denen die Kirche mit Städten Verträge haben mag. 😉 Was ist da passiert?

Die Leiterin eines Kindergartens trennte sich von ihrem Ehemann nach erfolglosem Versuch der Rettung der Ehe auch nach Paartherapie, zog aus und etwas später beim neuen Partner ein. Sie wissen, was dann passiert. Wenn es……..ja, wenn es ein katholischer Kindergarten ist. Das Stichwort heisst „Tendenzbetrieb“. Die katholische Kirche entliess daraufhin die Leiterin des Kindergartens, welche die Einrichtung seit neun Jahren leitete, offenbar zu völligen Zufriedenheit der Eltern. Der Kindergarten ist offenbar sehr beliebt. Bei ihrem Arbeitgeber wurde sie damit aber aus Sicht der Kirche untragbar als Kindergartenleiterin. Ihr wurde angeboten, zu einem Kindergarten eines anderen Orts zu wechseln. Das aber lehnte sie ab – und erhielt eine Kündigung zum 31. Juni 2012, weil sie gegen kirchliche Grundsätze verstoßen habe. Eine katholische Ehe sei bis zuletzt von Treue geprägt, in einer Stellungnahme des Kirchengemeindeverbandes heißt es – Berichten zufolge – damit habe die Mitarbeiterin ihren Arbeitsvertrag mit der katholischen Kirche gebrochen.“ Weiter stehe in dem Schreiben: „Der Dienst in der katholischen Kirche fordert auch von einer Kindergartenleiterin, dass sie ihre persönliche Lebensführung nach der Glaubens- und Sittenlehre und den sonstigen Normen der katholischen Kirche ausrichtet.“ Die gekündigte Mitarbeiterin  hat gegen die Kündigung Klage eingereicht. Die Eltern der Kinder haben sich daraufhin zusammengetan,  weil sie die Leiterin behalten wollen. Mit wem sie zusammenwohnt, interessiert sie nicht. Also haben sie Unterschriften gesammelt, es gab Gespräche mit katholischen Vetretern, ohne Erfolg bei der Kirche.    Als kein Appell an die Kirchenvertreter in Königswinter mehr half, stellte die Elternschaft einen Bürgerantrag bei der Stadt, mit dem Ziel die Trägerschaft zu kündigen.   Das Bistum Köln will zu „dieser Einzelfallsache“ in Rauschendorf nichts sagen, außer dass hier gegen die kirchliche Grundsatzordnung verstoßen worden sei. Schriftlich reagierte das Bistum aber auf die Kündigung seitens der Stadt Königswinter so: „Das Wohl der Kinder liegt uns auch in der Übergangszeit besonders am Herzen und wird Basis der weiteren Entscheidungen sein.“

Nun hat der Jugendhilfeausschuss in Königswinter  Anfang dieser Woche  einen städtischen Vertrag mit der Kirche gekündigt. Das heißt: Spätestens zum 1. August 2013 wird der katholische Kindergarten Rauschendorf einen anderen Träger haben. Das Gebäude, in dem derzeit 45 Kinder betreut werden, gehört der Stadt, so dass sie eine Kündigung aussprechen kann. Diese politische Entscheidung ist der Höhepunkt eines monatelangen anderen Streits. Wer nun grundsätzlich als neuer Träger in Frage kommt, ist noch unklar. Die Erziehung der Kinder soll auf jeden Fall christlich bleiben, sagt Berichten zufolge der Sprecher der engagierten Eltern. Das sei aber auch ohne die katholische Kirche möglich.

Quelle: WDR 20.3.2012

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7 Antworten zu Trennung von Stadt und Kirche – Privatleben der KiGa-Leiterin hat Folgen

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  2. Peter Lerch schreibt:

    Die Eltern dieses Kiga zeigen, wie wenig ihnen eine christliche Erziehung zur ehelichen Treue am Herzen liegt. Erziehung geschieht vor allem durch das Beispiel. Das schlechte Beispiel ist nicht durch ein „Grundrecht auf Schutz des Privatlebens“ gedeckt. Das gilt für Pädagogen wie für Politiker. Der Weg, der hier beschritten wurde, geht von der gleichgültigen Toleranz über den zustimmenden Respekt zum „Recht auf Nachahmung“ . „Zum Wohle der Kinder“ ist das gewiss nicht.

  3. Liz schreibt:

    @Peter Lerch: Halten Sie es wirklich für eine zwingende Schlussfolgerung, die Eltern hätten damit bewiesen, ihnen läge wenig an christlicher Erziehung zur ehelichen Treue? Man kann trefflich darüber diskutieren, was gerade aus christlicher Einstellung (und nicht wenigen Bibelstellen, die ich hier nicht ellenlang listen möchte) folgen müsste, um eben Toleranz, Vorbild, christliches Verhalten zu leben. Zwei Fragen stattdessen:
    1. Woraus schliessen Sie dass es die Kindergärtnerin (und nicht ihr Ehemann) war, dessen Mangel an ehelicher Treue oder anderen ehelichen gegenseitig einmal eingegangenen „Pflichten“ zum Scheitern der Ehe und Trennung führte und als mangelndes Vorbild Ihre Kritik verdient? Sie und ich waren nicht in der Ehe dabei und ob und wann und wer zuerst dabei nicht mehr „ehelich treu war“. Die neu eingegangen Lebensgemeinschaft der Erzieherin? Das besagt nichts über die Ehe zuvor – nehmen Sie aber zur schnellen und vorschnellen Urteilsgrundlage. Und ob es Vorbild für Kinder ist, wenn Ehe einfach nur deswegen weiter bestehen, geheuchelt, als Fassade, weil sie nicht geschieden werden, mag Ansichtssache sein.
    2. Sie favorisieren dann – dies wäre die konsequente Folgerung Ihrer Ansicht – nicht nur bei Erzieherinnen, sondern auch bei den Eltern, die einen Kindergartenplatz bekommen wollen, dass diese erstmals und anhaltend miteiannder verheiratete Eltern sind und bleiben? Und dass der Platz gekündigt wird seitens des Kindergartens, bzw seines Trägers, wenn Eltern eines Kindergartenkindes sich trennen sollten? Oder…..wie darf ich verstehen, würden Sie selbst organisieren wollen und der in Ihren Augen und Worten offenbar liegenden Gefahr begegnen: Dass miteinander spielende Kinder, sich privat gar wechselseitig besuchende Kinder, verheirateter und sich trennender, getrennter Eltern tatsächlich der Wahrheit der realen Welt ausserhalb des Kindergartenzauns begegnen könnten? Der Realität des Anteils von Eltern, die nicht oder nie oder mehr als einmal verheiratet waren oder sind, mit Kindern neuer Partner verheiratet oder nicht patchworkartig zusammenfinden und leben? Erziehung zum Lebensfremden, zur Illusion, auf einer Miniinsel verheirateter Erzieherinnen und Eltern als allein christliches Modell ? Und zum Wohle der Kinder – wirklich?

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