Alkohol im Dienst oder am Steuer – Taten sagen mehr als Worte

Vino Pannini © Liz Collet

Vino Pannini © Liz Collet

So ein  bisschen gekichert  haben ja viele bei der Meldung über jene Pressesprecherin  der Polizei, welche in der vergangenen Woche mit stattlicher  Promillezahl bei einer Fahrt erwischt wurde und anschliessend  erklärte, sie sei über sich selbst erschrocken.

Das klingt ein bisschen nach „Uops! Da war ich aber  überrascht, wie viel ich da  getankt hatte!“

Und auch ihr   „Ich stehe zu meinem Fehler.“ hat zwei Seiten möglicher Interpretation: Den Fehler nicht zu leugnen?  Das ist bei objektiv festgestellter Promillezahl  und Fahrt eh  nicht möglich. Zu etwas zu stehen, das hat aber redensartlich noch eine weitere Komponente: zu etwas stehen, kann auch heissen, es als richtig, als nicht so schlimm zu verteidigen.

„Ich stehe zu meinem Fehler“……….. Trunkenheitsfahrt?

Zu Fehlern zu stehen ist grundsätzlich gut. Nicht  jeder tut  das. Im Kontext von Alkohol hat das einen fatalen und fahlen Beigeschmack, denn „ich stehe dazu“ ist bei Alkohol zu oft, zu gern, zu leicht und erst im Stadium der Alkoholabhängigkeit und als Teil der Therapie dann zu schwer einzugestehen und einzusehen und auszusprechen. Prominente Beispiele gibt es, die es leugnen, wie auch damit beinahe kokettierend aussprachen, das „Ich stehe dazu“.

Speziell als Sprecherin des Polizeipräsidenten sollte ihr die Wirkung  von Alkohol und die Berechnung von Promille je nach Alkoholmenge und -konsum narüelich nicht fremd sein.

Probleme von Alkohol im Polizeidienst  sind seit vielen Jahren hinreichend bekannt und nicht wirklich gelöstes Problem.  Und von den Folgen von Alkohol  am Steuer für eigene  und Gefahren für andere bei Unfällen und einer auch  deshalb immer wieder diskutierten Null-Promille-Grenze müsste man eigentlich gar nicht erst  sprechen.

Erst recht bei einer Pressesprecherin der Polizei.

Kichern oder  belustigte Schadenfreude,  wie manche sie nicht verhehlen konnten, liegt aber völlig neben der Sache. Nicht, weil Sie oder ich oder andere auch Fehler machen. Auch wenn nicht jeder von Ihnen und ich uns ans Steuer setzen würden, wenn wir Alkohol  getrunken haben. Ich persönlich halte es mit  der einfachen Regel: Entweder oder und habe das noch nie als „Einschränkung“ oder „Verzicht“ empfunden, sondern schlicht als logisch. Und wer Alkohol  braucht, sei es um in Gesellschaft lustig zu sein oder in Stimmung zu kommen, mag darin selbst  noch kein Problem  sehen, muss deswegen dann aber ja z.B. und vor allem nicht Auto fahren.

Es ist weder zum  Kichern, wenn nun über den Fall Hilke Vollmers berichtet wird, noch so belanglos, es damit abzutun, man sei ja  über sich selbst  erschrocken.

Das kann vielleicht noch einem Fahranfänger als Aussage rausrutschen. Vielleicht auch pubertierenden Jugendlichen, die erste Erfahrungen  mit Alkohol machen und dessen Wirkung unterschätzen. Denen aber wie Autofahrern generell und Beamten im Dienst soll von ihr auch beruflich vermittelt werden können, dass Alkohol und Auto oder Dienst und gar Dienst im Polizeiauto no go sind.

Auch die Unfallstatistik bei Arbeits- und Dienstunfällen zeigt leider, dass Alkohol am  Arbeitsplatz und für Arbeitssicherheit  für sich wie für andere nach  wie vor ein Problem ist.  Das aber nur am Rande,mehr dazu auch im Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung.

Bei  einer Frau im Alter von roundabout 30  und bei diesem Beruf, die zudem für das Bürgermeisteramt kandidieren wollte, sind das nicht so recht die richtigen Worte und deplaziert. Eigene Taten konterkarieren da sonstige Worte, die eine Pressesprecherin in beruflicher Eigenschaft für die anderer dann finden soll.

Es gab Zeiten, in denen Alkohol noch  wie hier im Polizeidienst nicht nur selbstverständlich während der Dienstzeit und in durchaus nicht geringem Maß  konsumiert wurde. 

Als die Serie erstmals ausgestrahlt wurde, konnte ich sie noch nicht sehen, auch die Pressesprecherin nicht.

Sieht man die Serie und Folgen heute, wirkt manches wie ein Bühnenstück, antiquiert, zum Schmunzeln das eine, zum Kopfschütteln manches andere, Alkohol im Dienst und mit der Selbstverständlichkeit des wiederkehrenden Satzes (auch des Kommissars selbst- und beileibe nicht nur in dieser Folge) :

„Also ich brauche jetzt einen“.

Nur Redensart? Für viele, ja. Für viel zu viele damals wie heute, nein.

Wer Alkohol braucht, wer so normal und selbstverständlich in Situationen und Alltag ein Gläschen hier,  eins da braucht  oder  für harmlos hält und sich dann  noch ans Steuer setzt und überrascht tut oder ist, hat bereits mindestens ein  Problem, das mit Alkohol einhergeht:  Verlust der Kritikfähigkeit.

Und ein weiteres: Ihm fehlt „die Bremse“. Nicht eine (vielleicht bei manchen wenigen)  genetisch bedingte), sondern eine entscheidende, schlicht keinen Alkohol zu trinken, wenn man Auto fährt  und konsequent nicht Auto zu fahren, nachdem man etwas getrunken hat. Es gibt schlicht gesagt absolut keinen Grund, Alkohol trinken zu müssen, wenn man noch Auto fahren muss.

Banalisieren  und  Bagatellisieren sollte man es nicht, wenn jemand dann mit Alkohol im Blut nicht die Bremse findet, gar nicht mehr in ein Auto einzusteigen  und zu fahren. Und zwar auch und  vor allem, weil Fälle wie diese in erster Linie auch den Spiegel der Gesellschaft vorhalten und zur selbstkritischen Überlegung Anlass  geben: Wer macht es selbst denn wirklich immer anders?

Auch aus Fehlern (eigenen wie denen anderer) hat nicht nur dieser selbst die Chance und Aufgabe zu lernen und Verhalten zu ändern. Eigenes und mitzuwirken, dass andere sich so nicht verhalten. Anstossen auf Geburtstage  am Arbeitsplatz mit Alkohol, Auffordern, doch Alkohol zu trinken, noch ein Glas und noch ein Glas, keine Spassbremse zu sein, doch auch  mal lustig zu sein, sich nicht auszuschliessen,  usw………. wie oft hören Sie das oder andere sagen  oder haben Sie es vielleicht selbst schon gesagt?

Taten sagen  nicht nur bei Beteiligten, sondern bei jedem Einzelnen wie der  Gesellschaft und bei Medien mehr als Worte.

Schon 0,8 Promille Alkohol im Blut bedeuten, etwa doppelt so lange Reaktionszeit im Vergleich zu nicht alkoholisiertem Autofahrer.

Darüber mit welcher Selbstverständlichkeit ein  Schnaps, Cognac und anderes und einer nach dem anderen im  Polizeidienst dort aber gekippt und dazu aufgefordert wurde, als sei  es  das Normalste und Selbstverständlichste der Welt, kann man daher leider nicht nur schmunzeln. Es ist fatalerweise und leider noch lange  nicht so überholt, wie man  – beim heutigen Betrachten alter Serien – auf ersten Blick denken würde.

Starten Sie gut in den Tag und die Woche !

Über Liz Collet

Photographer, Author, Foodstylist, Jurist
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